Unbundling – Umgang mit Kundendaten bei Energieversorgern


Auf der Stromrechnung eine Werbeanzeige für neue Solarzellen zu drucken, kann für viel Wirbel sorgen. Die Schweizer Energieversorgungsunternehmen sind mittlerweile längst nicht mehr nur “Grundversorger”, sondern treten auch im kommerziellen Markt als Teilnehmer auf. Durch ihre Aufgabe als Grundversorger verfügen sie über Daten, die die Konkurrenz im freien Markt nicht hat - das ist ein Wettbewerbsvorteil. Durch ein Unbundling (Entflechtung) soll daher der Umgang mit Kundendaten geregelt werden - doch die Umsetzung ist komplex.


Ausgangslage

Die Schweizer Energieversorgungsunternehmen (EVU) haben mittlerweile weit mehr anzubieten, als lediglich den Strom aus der Dose. Viele von ihnen bieten zusätzliche Dienstleistungen, wie Energieberatungen, Contracting oder Solarpanels und ähnliche Produkte an. Während die Energielieferung zu ihrem gesetzlich verankerten Grundversorgungsauftrag gehört, bewegen sich die EVUs bei obgenannten Dienstleistungen und Produkten im kommerziellen Markt - mit Konkurrenten aus der Privatwirtschaft.

Zum Schutze eines fairen Wettbewerbs müssen die staatsnahen Unternehmen ihren Grundversorgungsauftrag von den kommerziellen Tätigkeiten trennen (Unbundling). Denn durch ihre Rolle als Energielieferant verfügen sie über (Kunden-)Daten, die ihnen im freien Markt einen Wettbewerbsvorteil gegenüber ihren Mitstreitern aus der Privatwirtschaft verschaffen können.

Das Bundesamt für Energie (BfE) hat im vergangenen Jahr ein Verfahren gegen zwei Mitarbeitende eines Schweizer Elektrizitätsversorgungsunternehmen eröffnet, weil sie Kundenadressen, welche aus Tätigkeiten der Grundversorgung stammen, missbräuchlich verwendet hatten. Das Unternehmen bewarb die Solarzellen ihres Photovoltaikprojektes mit einem Werbebrief. Für diese Marketingaktion bediente sich der Stromversorger bei Kundenadressen, über die er dank seinem Grundversorgungsauftrag verfügte.

Entflechtung von Kundendaten

Dieses Verfahren war ein Weckruf für alle Energieversorger. Einige haben sich daraufhin mit der Frage auseinandergesetzt, wie diese Entflechtung zwischen Monopolbereich und kommerziellen Tätigkeiten bei ihnen aussieht.

Stadtwerk Winterthur beispielsweise wollte dieser Frage nachgehen und initiierte gemeinsam mit Redguard ein Projekt, das die Situation innerhalb von Stadtwerk Winterthur untersuchen soll.

Ziel des Projekts war es, zu eruieren, wo mit Kundendaten aus der Grundversorgung gearbeitet wird, zu identifizieren, ob diese Verwendung kritisch ist, und gegebenenfalls Sofortmassnahmen einzuleiten. Zudem sollten Regeln und Handlungsempfehlungen definiert werden, wie mit Kundendaten aus der Grundversorgung umgegangen werden soll, um den Mitarbeitenden eine Leitlinie an die Hand geben zu können. Diese Erkenntnisse wurden in einer Data Policy festgehalten.

Das Projektteam setzte sich aus Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen Abteilungen zusammen, damit durch die unterschiedlichen Sichtweisen auf den Umgang mit Kundendaten ein optimales Resultat erarbeitet werden konnte. Die Redguard AG wurde als unabhängige Expertin hinsichtlich Unbundling herangezogen.

“Angesichts der Komplexität dieses Projektes war es uns wichtig, eine Aussensicht miteinzubeziehen. Die Redguard AG konnte durch ihre Erfahrung in der Energiebranche wertvolle Sichtweisen zu diesem Projekt beitragen.” Stefan Sigrist, Leiter Business Engineering von Stadtwerk Winterthur

Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg

In einem ersten Schritt ging es darum, sich einen Überblick über die aktuellen Datenverwendungen innerhalb von Stadtwerk Winterthur zu verschaffen. Durch diverse Interviews und Gespräche mit den Mitarbeitenden konnten nicht nur die Datenverwendungen identifiziert werden, sondern auch brennende Fragen zum Thema Unbundling geklärt oder diskutiert werden. Erfreulicherweise wurde festgestellt, dass die Mitarbeitenden schon sehr gut über das Thema informiert waren und die Problematik bereits in einer unternehmensweiten Informationsveranstaltung angesprochen worden war.

Die Datenverwendungen wurden anschliessend konsolidiert und der Handlungsbedarf identifiziert.

Die Diskussionen im Projektteam waren ein wichtiger Bestandteil, um das gemeinsame Verständnis zu diesem komplexen Thema zu festigen und kritische Fragen kontrovers zu diskutieren. Schliesslich prallen beim Thema “Unbundling” gleich mehrere rechtliche Perspektiven aufeinander. Aspekte des Datenschutzgesetzes (DSG), des Wettbewerbs- und Kartellrechts sowie der Stromversorgungsverordnung (StromVG) müssen beachtet werden. Zudem müssen auch andere Sparten wie beispielsweise die Wasser-/Abwasser- oder Gasversorgung berücksichtigt werden, welche nicht über eine Versorgungsverordnung analog dem Strombereich (StromVG) verfügen, die Datennutzung aber dennoch aus Sicht des Datenschutzes sowie des Wettbewerbs- und Kartellrechts beachtet werden muss.

Während den Projektsitzungen wurde angeregt über Situationen, Prozesse und Interpretationen diskutiert. Diese Diskussionen waren wichtig und haben essenziell zum gemeinsamen Verständnis der Thematik «Unbundling» beigetragen. Die Projektteammitglieder können dieses gewonnene Wissen nun auch in ihre Abteilungen weitertragen und dort wichtige Sensibilisierungsarbeit leisten.

Leitlinien sorgen für Sicherheit

Eines der Hauptziele dieses Projektes war die Ausarbeitung einer Leitlinie (Data Policy). Diese soll den Mitarbeitenden von Stadtwerk Winterthur Klarheit verschaffen, wie sie mit den Kundendaten korrekt umgehen können. Die ausgearbeitete Data Policy zeigt daher nebst den zu berücksichtigenden Rechtsgrundlagen konkrete Beispiele auf, wie eine gesetzeskonforme Datenverwendung aussieht- und wie nicht. Einfache Kontrollfragen sollen es allen Mitarbeitenden ermöglichen, im Arbeitsalltag abschätzen zu können, ob die Bearbeitung der Kundendaten problematisch sein könnte. Zudem wurden entsprechende Rollen und Verantwortlichkeiten innerhalb von Stadtwerk Winterthur definiert.

“Durch die Erarbeitung der Data Policy möchten wir unseren Mitarbeitenden eine gut verständliche Leitlinie zur Verfügung stellen, die allfällige Unsicherheiten im Umgang mit Kundendaten bereinigen kann. Durch die Formulierung von einfachen Kontrollfragen können wir den Mitarbeitenden ein Instrument an die Hand geben, das ihnen dabei hilft, den Umgang mit den Kundendaten richtig zu beurteilen.” Stefan Sigrist, Leiter Business Engineering von Stadtwerk Winterthur

Unsere Unterstützung

Die Entflechtung der Kundendaten geht alle Energieversorger an. Gerne unterstützen wir Sie bei der Analyse und Konsolidierung der vorhandenen Datenflüsse und erarbeiten gemeinsam mit Ihnen eine Leitlinie zum Umgang mit Kundendaten.

“Die Zusammenarbeit mit Redguard war sehr unkompliziert und befruchtend. Die vereinbarten Meetings waren immer gut vorbereitet, so wurden auch neue Fragestellungen zwischen den Workshops zeitnah bearbeitet. Die Zusammenarbeit war geprägt durch gegenseitiges Vertrauen und respektvollen Umgang miteinander.” Stefan Sigrist, Leiter Business Engineering von Stadtwerk Winterthur


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